Bethlehem - Westjordanland

Überblick

Die Stadt Bethlehem (auch Betlehem, Efrata; Bait Lahm, Bet Lahm) liegt im Judäischen Bergland südlich von Jerusalem. Heute ist sie eine Stadt im Westjordanland mit etwa 29.930 Einwohnern. Bethlehem gehört zu den Palästinensischen Autonomiegebieten und grenzt im Norden an Jerusalem. Sie beheimatet zwei Universitäten. Zu Bethlehem gehören auch die beiden Vorstädte Beit Dschala (13 000 Einwohner) und Beit Sahur (12 000 Einwohner); letzterer Ort hat wie Bethlehem biblische Bedeutung. Bürgermeister der Stadt Bethlehem ist seit 2025 Maher Nicola Canawati. Für die 2,1 Milliarden Christen in der Welt ist die Stadt Bethlehem von ganz besonderer Bedeutung, weil sie der Überlieferung nach als der Geburtsort von Jesus Christus gilt.
Flüchtlingslager

Die Geburtskirche in Bethlehem gehört zu den wichtigsten heiligen Stätten des Christentums im Heiligen Land. Während des Unabhängigkeitskrieges Israels 1948 flohen viele Palästinenser aus ihren Häusern und Dörfern und verloren ihre Heimat. In dieser Zeit der Flucht und der Vertreibung durch Israel siedelten sich einige von ihnen in drei noch heute bestehenden Flüchtlingslagern in Bethlehem an. Im Lager Dheisheh leben etwa 11 000 Personen, im Lager Aida 6 000 Personen und im Lager Beit Jebreen etwa 3 000 Personen. Während der Visite im Heiligen Land besuchte Papst Johannes Paul II. das Lager Dheisheh im Jahr 2000.
Am 22. Dezember 2009, erreichte mich dieser Aufruf christlicher Palästinenser aus Bethlehem - der auch heute noch, viele Jahre später, immer noch lebendig ist und den ich hiermit verlinke:
Die Stunde der Wahrheit:
Ein Wort des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe aus der Mitte des Leidens der Palästinenser und Palästinenserinnen!

Blick auf die riesigen Absperranlagen des Staates Israel in Bethlehem - eingebunden über Wikimedia Commons

Bethlehem zählt zu den Orten auf der Westbank (Westjordanland) und war früher einfach zu erreichen. Obwohl die Stadt Bethlehem einer der traditionsreichsten Orte im Heiligen Land ist, kann heute von einer einfachen Erreichbarkeit keine Rede mehr sein. Fast die gesamte Westbank (Westjordanland) ist durch eine Mauer nach dem Vorbild der Berliner Mauer vom Zugang nach Israel abgeschnitten. Diese Mauer wird als israelische Sperranlage bezeichnet und ist etwa 759 Kilometer lang. Sie ist die Grenzlinie zwischen Israel und dem Westjordanland.
Die Absperrung verläuft zum überwiegenden Teil auf dem Territorium des Westjordanlandes. Begonnen wurde der Bau im Jahr 2002. Bereits zwei Jahre später erklärte der Internationale Gerichtshof in einem von der UN-Vollversammlung in Auftrag gegebenen Gutachten, dass Israel mit dem Bau der Anlagen gegen Völkerrecht verstoße.
Der Staat Israel störte sich jedoch nicht daran und baute weiter.....!
Altes Testament

Die erste Erwähnung Bethlehems in der Bibel (Altes Testament) findet sich in Gen 35,19 EU, wo es heißt, dass Jakobs geliebte Frau Rahel „an der Straße nach Efrata, das jetzt Bethlehem heißt“, begraben wurde. Nach der Eroberung Kanaans durch die israelitischen Stämme fiel Bethlehem dem Stamm Juda zu. Auch das Geschehen aus dem Buch Rut spielt sich zu einem großen Teil in Bethlehem ab und sowohl Ruts Schwiegervater Elimelech wie auch ihr späterer Mann Boas kamen aus diesem Ort (Rut 1,1 EU). Bethlehem war nach 1 Sam 16,1 EU der Herkunftsort Davids, wo auch der erwartete Messias als Nachkomme („Sohn“) Davids zur Welt kommen sollte (Mi 5,1 EU).
Neues Testament

Nach den Evangelisten Matthäus 2,1 EU und Lukas 2,4-11 EU ist Jesus Christus in Bethlehem geboren worden. Die wahrscheinlich genaue Lage in einer Höhle, die die Christen als Geburtsstätte Jesu ansehen und über die sich seit dem Jahr 333 die Geburtskirche erhebt, wird schon ab dem 2. Jahrhundert verehrt. Durch den Besuch orientalischer Sterndeuter (Heilige Drei Könige) in Jerusalem wurde König Herodes auf das Kind aufmerksam und versuchte es umzubringen, indem er in Bethlehem und Umgebung alle männlichen Kinder im Alter von bis zu zwei Jahren töten ließ.
„Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er ließ in Bethlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte.
Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist:
Ein Geschrei war in Rama zu hören, / lautes Weinen und Klagen: / Rahel weinte um ihre Kinder / und wollte sich nicht trösten lassen, / denn sie waren dahin.“ (Mt 2,16-18)

Blick auf das Gebäude der Gemeinde Bethlehem, Krippenplatz, Bethlehem - eingebunden über Wikimedia Commons
Geburtskirche

Die Geburtskirche in Betlehem wurde über der vermuteten Geburtsstätte Jesu Christi errichtet. Das Gebäude gehört zu den wenigen Beispielen vollkommen erhaltener Bauten aus frühchristlicher Zeit. Die Höhle, die die Christen als Geburtsstätte Jesu ansehen, wurde ab dem 2. Jahrhundert verehrt. Kaiser Hadrian errichtete 135 ein Adonisheiligtum über ihr, wahrscheinlich auch um damit die Jesusverehrung wieder zu unterbinden, ähnlich dem Bau eines Aphroditetempels in Jerusalem bei Golghota. Kaiser Konstantin der Große und seine Mutter Helena ließen an der Geburtsstätte eine Memorialkirche errichten, die sie Jesus Christus weihten. Der Bau muss um 334 vollendet worden sein.
Weitere Informationen zur Geburtskirche in Bethlehem im Westjordanland finden Sie hier...!
Volkszählung

„In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazareth in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.“ (Lk 2,1-4)
Die Reise von Nazareth (damals in Unter-Galiläa) nach Bethlehem dauerte mehrere Tage und führte über die Jesreelebene, durch die Berge Samarias über Jerusalem nach der Stadt Davids. David wurde hier geboren und hatte auch seine Kindheit hier verbracht. Bethlehem war zur Zeit der Geburt Christi wahrscheinlich ein Dorf, das an einer verkehrsreichen Straße lag und das wahrscheinlich sehr viele Gäste beherbergen musste zur Zeit der Volkszählung.
Geschichte Bethlehems

Feuersteine aus der Jungsteinzeit, die an verschiedenen Stellen der heutigen Stadt entdeckt wurden, sind die frühesten Zeugnisse menschlicher Besiedlung. Die frühesten archäologischen Belege für dauerhafte Besiedlung während der späten Kupfersteinzeit (ca. 3800 - 3400 v. Chr.) fanden sich in den Höhlen bei der Ortschaft Bait Sahur, etwa 2,4 Kilometer von der Geburtskirche entfernt. In der Zeit von Kaiser Konstantin wurde eine erste Kirche über der Geburtsgrotte errichtet. Später wurde sie unter Kaiser Justinian um das Jahr 540 wieder aufgebaut (nicht gesichert).

Im Jahr 640 nahmen während der Islamischen Expansion Truppen des Kalifen ʿUmar ibn al-Chattāb Bethlehem ein. Die südliche Apsis der Geburtskirche ließ er als Gebetsraum für Muslime einrichten und förderte den Zugang für christliche Pilger. Die Lage der Christen verschlechterte sich ab 1071 unter den Seldschuken. Pilgerreisen waren in dieser Zeit mit großer Unsicherheit verbunden. 1099 zogen die Kreuzritter des Ersten Kreuzzugs in Bethlehem ein. Auf sie folgten 1244 die Ayyubiden, sodann die Mamluken, die wenig auf den Unterhalt der christlichen Bauten gaben, und ab 1516 die Osmanen, die in dem weitgehend verlassenen Ort mit rund 100 Einwohnern einzogen und Elemente der Geburtskirche als Spolien für Bauten in Jerusalem abtransportierten.
Griechisch-orthodoxe und Lateiner stritten sich um die Geburtskirche, für die den Griechen dank einem 1566 erlassenen und 1568 bereits wieder aufgehobenen osmanischen Ferman ein Schlüssel zugestanden worden war. Die lateinische katholische Gemeinde wuchs auf rund 1000 Personen um 1761.

Im Jahr 1963 hatte Bethlehem rund 60.000 Einwohner. Zwischen 1948 (Palästinakrieg) bis 1967 (Sechstagekrieg) war Bethlehem jordanisch. Infolge des Krieges von 1967 verringerte sich die Einwohnerzahl auf 14.000, der überwiegende Teil der Menschen floh nach Jordanien. Aida, auch 'Ayda, ist ein palästinensisches Flüchtlingscamp rund 2 Kilometer nördlich des historischen Zentrums. Das Camp entstand 1950 für Nakba-Flüchtlinge aus der Gegend von Jerusalem. 1125 Personen lebten in 94 Zelten. Im Jahr 2014 lebten rund 5498 Menschen im Camp. Am 21. Dezember 1995 übergab Israel Bethlehem im Rahmen des Oslo-II-Abkommens an die Palästinensische Autonomiebehörde. Nördlich der Stadt verläuft seit 2002 die israelische Sperranlage, die mit einer bis zu acht Meter hohen Mauer Bethlehem von Jerusalem und kleineren palästinensischen Dörfern wie Walaja und Jaba trennt. Die Bewegungsfreiheit der palästinensischen Bewohner der Stadt Bethlehem wird dadurch stark eingeschränkt.

Von der PA (Palästinensische Autonomiebehörde) wurde bestimmt, dass der Bürgermeister und sein Stellvertreter Christen sein müssen. Sogar die Konfession des Bürgermeisters ist festgelegt: griechisch-orthodox oder römisch-katholisch.
Am 7. Oktober 2023 beging die Hamas einen Terrorangriff auf Israel und tötete über 1.200 Menschen. Daraufhin begann ein blutiger Krieg. Bethlehem hat deshalb seitdem kaum Einnahmen durch den Tourismus. Gerade der Weihnachtstourismus ist bedeutend. Arbeitslosigkeit und Armut haben stark zugenommen. [2]
Besucher aus aller Welt

Während seiner Nahost-Reise 2022 besuchte der damalige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika - Joe Biden - auch die Geburtskirche in Bethlehem. Der Patriarch der griechisch-orthodoxen Kirche in Jerusalem - seine Heiligkeit Theophilus III. - zeigte dem hohen Gast Details der Geburtskirche. Der Besuch fand statt am Freitag, den 15. Juli 2022 in Bethlehem.
Während seines Besuchs in Bethlehem sagte der amerikanische Präsident Joe Biden:
Es müsse zwei Staaten für zwei Völker geben, die Seite an Seite in Frieden und Sicherheit leben können.
Franziskaner in Bethlehem

Seit 1347 ist der Orden der Franziskaner in Bethlehem ansäßig. Sie besitzen direkt neben der Geburtskirche einen eigenen Konvent und eine Kirche, die der heiligen Katharina geweiht ist. In dieser Kirche in der direkten Nachbarschaft zur Geburtsstätte Christi wird die heilige Messe in lateinischem Ritus gefeiert.
Von dieser Kirche aus kann man unmittelbar in die Grotte des Heiligen Hieronymus hinabsteigen. Er gründete hier in den Grotten mit der adeligen Römerin Paula und anderen Mönchen und Ordensfrauen eine Mönchsgemeinschaft, welche vor allem dem Studium der Bibel gewidmet war.
Weitere Informationen zur Kirche der Franziskaner (Katharinenkirche) in Bethlehem im Westjordanland finden Sie hier...!
Umgebung von Bethlehem

Südöstlich von Bethlehem befindet sich ein Wiesental mit grünen Eichen- und Terebinthenbäumen, das man als den Aufenthalt der "Hirten auf dem Felde" bezeichnet, als ihnen die Engel die Geburt des Heilandes verkündigten. Nach der jüdischen Tradition baute Abraham dem Herrn hier einen Altar, und Jakob wohnte hier nach seiner Rückkehr aus Mesopotamien. Auf den umliegenden Feldern weidete David als Knabe die Herden seines Vaters....
Weitere Informationen zur Umgebung von Bethlehem im Westjordanland finden Sie hier....!
Salomons Teiche

Verläßt man Bethlehem in südlicher Richtung auf dem Weg nach Hebron passiert man nach etwa 6 Kilometern die großen Teiche Salomos. Es handelt sich hier um drei in den Felsen gehauene und durch Kanäle miteinander verbundene Wasserreservoire. Schon in der Bibel sind diese Behälter unter dem Namen Salomons Teiche bekannt. Früher wurde ein Teil des Teichwassers in zwei noch vorhandenen Leitungen nach Jerusalem geleitet. Weiterhin wird mit dem Wasser der Teiche ein kleines Felsental (Artas-Valley) bewässert....
Weitere Informationen zu den Teichen Salomons in der Umgebung von Bethlehem im Westjordanland finden Sie hier....!
Wichtige Links:
- Tourpalestine - entdecken sie Palästina;
- The Alternativ Information Center Palästina/Israel;
- Die Franziskaner in Bethlehem;
- Pilgern im Heiligen Land von Andreas Schwendener;
- Überlebenshilfe für Bethlehem;
- Francesca Albanese, UN-Sonderberichterstatterin - Handlungen Israels in Gaza und im Westjordanland;
- Alternativ Tourism Group - Palästinensische Reiseorganisation in Beit Sahour;
- Hinter Mauern - Bethlehem heute Ein Bericht von n-tv.de;
- Informationen zum palästinensischen Dorf Artas;
- Das Palästina Portal - Dokumentation des Leidens der Palästinenser;
- Israelisches Informationszentrum für Menschenrechte in den besetzten Gebieten;
- Welcome to Palestine - Website;
- Aufruf christlicher Palästinenser aus Bethlehem;
Quellenangabe:

1.: Die Informationen zur Geschichte der Geburtskirche in Bethlehem basieren auf dem Artikel Geburtskirche (Stand vom 19.07.2009) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
2.: Die Informationen zur Geschichte der Stadt Bethlehem basieren auf dem Artikel Bethlehem (Stand vom 30.12.2008) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Die Fotos aus der Wikimedia Commons "Eyecatcher: A cross in the sky of Bethlehem Palästina (Region) - Autor: Lux Moundi" - "Eyecatcher: Bethlehem - Autor: Mujaddara" - "Titelfoto: Kinderspital Bethlehem - Autor: Gerd Arnold - Freunde des Caritas Baby Hospital Bethlehem" - "Bethlehem - Omar Moschee - Autor: Dickelbers" - "Salomons Teiche - Autor: Kai Hendry" - "Kapelle auf den Hirtenfeldern; Bethlehem Geburtskirche, Geburtsgrotte; Hirtenbrunnen (4 Fotos) - Autor: Berthold Werner" - "Mauer an der Straße nach Bethlehem auf der palästinensischen Seite - Autor: Marc Venezia" - "Church of the Nativity, Bethlehem, West Bank - Autor: Bukvoed" - "Prozession der Katholiken in Bethlehem zu Weihnachten - Autor: Donatus (Darko Tepert)" - "Grenzmauer Bethlehem-Jerusalem - Autor: Spartanbu" - "Innenansicht eines Kontrollpunkts an der israelisch/palästinensischen Grenze bei Bethlehem im Westjordanland - Autor: Wiggum" stehen unter der Creative Commons "Attribution 2.0" „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported“ Lizenz.